Dorfgeschichten



Quelle:Haddeby Kurier


Diese e Mail erreichte mich am 23. Januar 2023

Guten Tag Herr Sernow, 
zufällig bin ich auf die Seite jagel-bilder gestoßen und bin begeistert ! 
Ich bin 1945 in Klove/Dörpstedt geboren, in Jagel zur Schule gegangen und aufgewachsen. 
Gewohnt, besser gesagt gehaust, haben wir in der Bahnhofstr. 59 
Ich könnte, wenn Sie wollen, Ihnen für ihre Seite noch nicht gezeigte Bilder überlassen. 
Mit freundlichem Gruß, aus Kiel, Heinz V.




Zu lesen war 2003 in der SN, Armin & Brigitte Witt gehen nach 35 Jahren  „ Zur Post in den Ruhestand



Kein Spiel ohne diesen Bus 

Günni Kruse aus Jagel kommt nirgends unerkannt vorbei – auch wegen seines Hanomags „Hermann“. Der kommt sogar mit zum Fußball. 

Sie sorgen nicht unbedingt für Schlagzeilen, sind aber in ihrer Heimat bekannt wie ein bunter Hund: In unserer Serie porträtieren wir gemeinsam mit der Fotografin Susanne Panozzo Menschen, die auf ihre ganz eigene Art unverwechselbar sind. Weil sie echte Typen sind – Originale eben. 

Irgendwie dreht sich alles um Hermann. Seit 25 Jahren. Wenn Günni Kruse ihn sieht, freut er sich, wenn er ihn fährt sowieso, und irgendwie ist er ein Teil der Familie geworden. Schwer zu sagen, wann Günni mehr ins Schwärmen gerät: Wenn er über Hermann spricht oder über sein Fußball-Trainingslager für Kinder, das er seit 13 Jahren organisiert. Mit Hermann mitzuhalten, ist aber auch schwer. Der Hanomag-Bus hat fast 45 Jahre auf dem Buckel, und ihn gibt es einfach nur einmal auf dieser Welt. „Der ist mein treuer Begleiter“, sagt der 51-Jährige aus Jagel. 

Den Bus, den er selbst um- und ausgebaut hat, zieren lauter Bilder, kleine Geschichten. Da sind Stan und Olli, die von der Motorhaube grüßen, Pyramiden und die Sphinx, hinten Dali-Uhren, und daneben klebt sogar eine richtige Uhr, und die funktioniert. Die Geschichte, wie das alles da drauf gekommen ist, ist so bezaubernd wie Günni und sein Bus selbst. Hermann, ein 17 Jahre altes Mädchen aus Ulsnis, eine gute Freundin – „die wurde so genannt, ich weiß gar nicht genau, warum“ – hat sich im Jahre 1990 des Busses angenommen. Nachdem Günni den grauen Hanomag 1989 für 500 Mark von seinem Bekannten Kuddel aus Böklund gekauft und repariert hatte, fuhr er ihn zu Hermann. Bei ihr hatte Günni mal ein Ölgemälde gesehen, gleich gesagt: „Sowas möchte ich auf meinem Bus.“ Schnell war klar, was Hermann, das Mädchen, die ganzen Sommerferien über tun würde: malen. Als Günni den Bus zurückbekam, war er wie verwandelt – und Günni und Hermann, wie er ihn dann taufte, von nun an ein Team. 

„Das ist das allererste Bild von meinem Hermann“, sagt er und öffnet ein kleines Fotobuch. Dann erzählt er. Dass die weiteste Fahrt, die Hermann je machte, Mitte der 80er zum Münchner Oktoberfest führte, seine Frau Petra und er 16 Liter Öl nachkippen mussten. Oder dass sie damit zehn Jahre in Serie zum Roskilde-Festival fuhren. Hermann war vor 20 Jahren sogar ihre Hochzeitskutsche, die Töchter Jördis und Maite, heute 17 und 15, wuchsen in und mit ihm auf, und er kommt mit zu jedem Fußballspiel. Er ist ein Teil von Günni. Der Mann mit der Igelfrisur und dem dünnen Pferdeschwanz könnte stundenlang spannende Geschichten nur von ihm erzählen. Doch dann gibt er Einblick in den anderen großen Teil seines Lebens, den Fußball. 

Seit er 1963 geboren wurde, als Ernst-Günther, sein heute fast vergessener Name, hat er Jagel nie verlassen. „Ich komm hier wunderbar klar, hier will ich nicht weg“, sagt er. 1977, mit 14, trainierte er dort seine erste Mannschaft. Günni wollte nie Fußballstar werden. „Ich hab auch gespielt, aber in kleineren Ligen, zweite oder dritte Mannschaft, aber sonst war es bei mir immer der Jugendfußball.“ Hier fühlt er sich zu Hause, hier kennen ihn alle. Heute ist er Trainer beim FC Haddeby 04, und 2002 rief er seinen Fußball-Ferienspaß ins Leben. Seitdem werden in den Sommerferien rund 100 Kinder vier Tage lang kostenlos auf dem Sportplatz in Jagel trainiert, gekrönt von einem Familien-Spaßturnier. Auch Turniere mit mehr als 800 Teilnehmern hat er organisiert, mit vielen treuen Helfern. Viele davon hätte es, wie den Ferienspaß, ohne Günni nie gegeben. „Am wichtigsten war mir, dass der Ferienspaß nichts kostet, denn es gibt so viele Fußballschulen, da zahlt man 100 Euro für ein paar Tage“, sagt er. „Ich wollte, dass es ohne Bezahlung geht.“ Und es geht. 

„Ich lauf mit meiner Mannschaft durch Jagel, wir klingeln an den Türen und haben, was wir brauchen“, sagt er lachend. Es gebe kein Haus, wo nicht gespendet werde, „und das ist das Tolle, viele unterstützen uns“. Auch Geschäftsleute, die anriefen und sagten: „Mensch Günni, nächstes Mal will ich aber die T-Shirts spendieren.“ Und wenn der Ferienspaß läuft und eine helfende Hand fehlt, geht das so: „Ich setz mich aufs Rad, fahr an ein paar Gärten vorbei und hab die Leute zusammen.“ Günni hat dann nicht mal frei. Er ist seit 30 Jahren Lkw-Fahrer bei der Tierkörperverwertung in Jagel, düst „von Farm zu Farm“, sammelt Kadaver ein. Doch wenn die Fußballschule läuft, startet er früher, damit er rechtzeitig auf dem Platz steht. „Ich erlebe so viel Positives, das spornt an. Das Ehrenamt kostet mich viel Zeit, aber entweder ich mache es ordentlich, oder gar nicht.“ 

Ab November wohnt Hermann wieder in der Garage. Durch den Winter kämpft sich Günni mit ihm nicht. Aber ab April fährt er ihn auch mal wieder mitten auf den Fußballplatz, als Unterschlupf bei Regen, oder als Schiri-Raum. „Es gibt kein Turnier ohne Hermann. Und auch, wenn der mal nicht mehr fährt – der kommt nie weg.“ 

Bericht; Anna Kahlen SHZ 28. 10. 2014


Foto:Susanne Panozzo




Dieser Artikel vom 26. März 1991



Dieser Artikel zur Einweihung der Dorfschule erschien 1957



Dieser Artikel erschien am 25. September 1979





Diese e Mail erreichte mich am 12.03.2021 und ich finde, eine sehr nette Geschichte.

Es handelte sich um das Tempo Dreirad von Kaufmann Petersen.


Sehr geehrter Herr Sernow

wir lebten 1945 bis 1950 als Flüchtlinge in einem Bunker in Kropp Hochmoor. Die Nachkriegszeit bestimmte Hunger, Kälte und Entbehrungen jeder Art. Einmal in der Woche kam ein Obst und Gemüsehändler vorgefahren - ich vermute, es war Herr Petersen aus Jagel. Meine ältere Schwester erstürmte damals mit einigen anderen Kindern diesen Tempo /Lieferwagen und klaute Äpfel, Tomaten u.ä. Als meine Mutter das mitbekam, hagelte es ein fürchterliches Donnerwetter und heftige Prügel. 

Wir sind zwar arm, aber Diebe sind wir noch lange nicht! Schärfte unsere Mutter uns ein.


Als ich Ihre sehr informativen Seiten im Internet entdeckte, musste ich das einfach schreiben.

Herzliche Grüße
E. Methling aus Hamburg 


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Hallo Herr Sernow,

wir zogen 1952 nach Westerland/Sylt, aber meine Ferien verbrachte ich stets auf dem Bauernhof in 

Kropp-Hochmoor. Mein Vater hatte die verwitwete Bäuerin geheiratet. Diese  Zeit mit Kühen, Kälbern, 

Pferden, Schweinen, Ferkeln, Hühnern, Katzen, Enten, der Ernte, dem Rüben hacken, dem Bauerngarten 

ist mir unvergesslich geblieben. Ein Highlight war die Lieferung aus Jagel. Ein Kaufmann brachte 

Streichhölzer, Fliegenfänger, auch ein Mittel, das auf den eisernen Ofen gelegt wurde, fürchterlich 

stank und die Fliegen tötete. Am schönsten waren für mich die Mengen an Margarine, weil es kleine 

Sammelfiguren dazu gab. Zum Schluss wurden die vielen, frischen Eier in einer Schüssel aus dem 

Vorratskeller geholt und dem Kaufmann mitgegeben.

 

Herzliche Grüße von

E. Methling.

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Sehr geehrter Herr Sernow,

während des Winters 1946/47 türmten sich meterhohe Schneeberge in Norddeutschland auf. Unsere

Behausung unter der Erde - 1939 als Depot-Bunker von den Nazis gebaut, 1946 von den Briten als 

Flüchtlingsunterkunft hergerichtet -  war völlig eingeschneit. Unsere Mutter saß mit uns Kindern 

stundenlang in diesem feuchten, dunklen Keller und hatte wohl mit dem Leben abgeschlossen. Plötzlich 

hörte sie ein kratzendes, schürfendes Geräusch. Unser Vater hatte uns gefunden und den Eingang 

freigeschaufelt. Große Freude !!!


Schlimm wurde es dann noch einmal, als die große Schneeschmelze begann. Im Bunker stand das Wasser

40 cm hoch, mein Babybett - eine Holzkiste - schwamm um die Betten, den Tisch, den kleinen Kohleofen

herum. Unsere wenigen Habseligkeiten waren völlig durchnässt. Die 10-jährige Ilse brachte mich in 

einem alten Kinderwagen zum nahegelegen Bauernhof. Hier wurde ich abgetrocknet, bekam warme 

Kleidung an und konnte mich erholen.

  

Auf dem Foto sind meine beiden Schwestern zu sehen, außen sitzen Ingegert und Ing Britt, zwei 

Schwedinnen, die uns regelmäßig Pakete mit Nahrungsmitteln, Kleidung u.v.m. schickten und uns

besuchten. Ohne sie hätten wir wohl nicht überlebt.

 

Herzlichen Gruß von

E. Methling

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Hallo Herr Sernow,

im Sommer 2012 suchten wir die hübschesten Ecken in Schleswig-Holstein auf. Eckernförde, Schleswig, Flensburg, Lübeck... Nach den Museums- und Schlossbesuchen waren wir ziemlich k.o. und legten an der B 77 im /Burger King/ in Jagel eine Pause ein. Mein Mann besorgte uns im Innenbereich etwas Essbares, ich saß im Freien in der Sonne und meine Gedanken waren sofort in Kropp-Hochmoor. Die B77 nannten wir damals "Chaussee", dort begann für mich die große weite Welt.
Zum Rüben hacken standen meine kleinen Gummistiefel und die kurze Hacke bereit, die Großen bearbeiteten 4 Reihen und ich entfernte zwischen zwei Reihen das Unkraut - Beikraut - wie es heute heisst. Mittags kam Anne mit belegten Broten, Kaffee und Bechern, wir ließen uns auf einer Decke nieder und aßen genüsslich die Wurstbrote auf. Anschließend schliefen meine Schwester und ich unter freiem Himmel ein.
Ein Spaß war es, wenn wir bei der Getreideernte hinten auf dem roten Mähdrescher mitfuhren. Es war staubig, piksig und nicht ganz ungefährlich.
Am schönsten war die große Holzwanne, in der die Milchkannen blitzblank geschrubbt wurden. Wenn das Wasser über einen Schlauch abgelassen wurde und sich auf dem Vorplatz ergoss, hatte ich mein eigenes Meer. Ich baute Dämme, Kanäle, Klippen, Inseln.... Mein Vater ging mit mir über die Äcker, um u.a. nach defekten Pfählen zu sehen, dabei machte er mich auf die Kiebitze aufmerksam und zeigte mir ihre Gelege mit den gesprenkelten Eiern. Wenn in der Ferne die Eisenbahn auftauchte, zählten wir die vielen Wagons.
Die Kupplung des grünen Treckers (ein Fendt?) schaffte ich mit 10 Jahren noch nicht hinunter zutreten, aber ein Jahr später gelang es mir und ich war mächtig stolz, bei der Ernte mithelfen zu können.

Als ich meinem Mann den ehemaligen Hof zeigen wollte, war alles verwildert und verfallen. Nur eine Firma, die hier Kies abbaut, machte sich breit.
Auf dem Gelände der drei ehemaligen Bunker ist der /Aero Club e. V. Kropp /beheimatet. Sie haben mir vor vielen Jahren einen kostenlosen Rundflug angeboten.

Herzliche Grüße
E. Methling 


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Am 04.01.2021 habe ich diese e Mail erhalten


Sehr geehrter Herr Sernow,

mein Vater – inzwischen 95 Jahre alt – erzählte mir vor Kurzem, dass er in den letzten Kriegstagen 1945 auf 

dem Rückzug aus Dänemark, kurz bevor er in Gefangenschaft kam, bei einem Bäcker in Jagel – mit dessen 

Einwilligung - in dessen Garage (oder Schuppen) seinen Fotoapparat verstecken durfte Mit seinen Aufnahmen 

der letzten Kriegstage.


Anhand Ihrer schönen Fotodokumentationen zu Jagel denke ich, Sie wüssten am Besten, wo 1945 eine Bäckerei

war. Und vielleicht ist die Kamera ja noch immer versteckt.

Oder jemand hat die Bilder entwickeln lassen, und sich gefragt, wer die wohl gemacht hat. Da könnte ich nun 

Licht ins Dunkel bringen.

Falls Sie einen Bäcker in Jagel wissen, der 1945 eine Bäckerei in Jagel betrieb, würde ich ihm gerne Grüße von

meinem Vater ausrichten. Die Kamera darf er natürlich behalten mit den Bildern.

 

Wenn Sie mir einen Hinweis geben könnten oder eine Anschrift, wäre ich Ihnen dankbar.

Ich selber wohne in München und bis Jagel zum Selber forschen ist es doch etwas sehr weit.

 

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus München

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Qelle; SN vom 23.11.2023 Bericht Bernd Philipsen


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